Infotafel 4 - Neuöttings Weg in die Gegenwart

Zusatzinformationen zum Thema "Typhus-Epidemien 1946 und 1948"

 

"Monatelang eine abgeriegelte Stadt"

Wegen Typhus 1946 und 1948: Ausgangsbeschränkung, leere Schulen und Kirchen und todbringende Krankheit

In den Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Neuötting zweimal von einer Typhus-Epidemie heimgesucht.

Eine Zeitzeugin: "Wir waren Selbstversorger und hatten einen Heimgarten", erzählt eine Neuöttingerin, die mit ihrer Mutter die beiden Typhus-Epidemien in Neuötting überstand. 1500 Menschen waren damals erkrankt, 134 starben. Neuötting mit seinen rund 5300 Einwohnern war vom 11. November 1946 bis 11. Januar 1947 und dann wieder vom 31. Mai bis zum 4. Juli 1948 eine abgeriegelte Stadt, die Männer mussten als Absperrposten bereit stehen, sämtliche Schulen und Kirchen wurden geschlossen, Tanzveranstaltungen wurden untersagt.

Es gab Beschränkungen, man brauchte Passierscheine, Impfnachweise, wenn man etwa der Arbeit wegen von und nach Neuötting musste. Typhus gab es auch in Altötting oder Tüßling, Neuötting war aber als Stadt am meisten betroffen. 97 Menschen fanden alleine 1948 den Tod, etwa zehn Mal so viele, nämlich 1050 – davon allein in Neuötting 750 – waren erkrankt.

Die Epidemie war eine typische Trinkwasserepidemie. Im eiskalten "Hungerwinter" nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Menschen ausgezehrt und ohne Abwehrkräfte. Jeder, der ein Stückchen Garten hatte, nutzte jeden Quadratzentimeter zum Anbau von Lebensmitteln. Und der Garten wurde mit dem Wasser aus dem Mörnbach gegossen: "Der Bach war so verseucht". Er wurde benutzt – als Waschstelle, als Abort.

Die Abbildung zeigt eine Frau, die unterhalb des Rathauses ihre Wäsche am Mörnbach wäscht. Das Bild ist zwischen 1930 und 1950 entstanden.